BlickWechsel - Globaler Antisemitismus

Globaler Antisemitismus

„Wir erleben gerade die dritte globale Welle des Antisemitismus. Und Anti8semitismus ist immer ein Angriff auf die Demokratie.“ – Mit zwei markanten Sätzen eröffnet Prof. Dr. Samuel Salzborn seinen Vortrag über den globalen Antisemitismus.

 Die erste Antisemitismuswelle zu Beginn des 20. Jahrhunderts habe schließlich in der Shoah ihren tödlichen Höhepunkt gehabt, in den 60er und 70 Jahren seien es vor allem linke Antiimperialisten gewesen, die in den Palästinensern das unterdrückte Volk schlechthin gesehen und die unter jüdischem Einfluss agierenden USA und das jüdische Israel als Unterdrücker angegriffen hätten. Die engen Verbindungen von RAF-Terroristen und Palästinensischen Terrorcamps ei heute eindeutig nachgewiesen.

 hätten.

Die heutige Welle des Antisemitismus habe, so Prof. Salzborn, mit 9/11, also dem Angriff auf das World Trade Center begonnen. Islamisten, linke Antiimperialisten und Rechtsextreme, also Gruppen, die politisch ansonsten durchaus unterschiedliche Positionen verträten, hätten den Antisemitismus als gemeinsame Integrationsfigur. Deutliche Beispiele seien etwa die antisemitischen Demonstrationen von 2014 in Köln oder der Al Quds-Tag, der gerade wieder in Berlin von Vertreter*innen der drei genannten Gruppierungen gemeinsam begangen wurde.

Antisemitismus, also zum einen eine Zuschreibung, wer und was jüdisch sei, und zum anderen die Schuldzuweisung, dass die so definierten „Juden“ an allen Problemen schuld seien, sei seit Jahrhunderten tief verwurzelt, sowohl im Islam als auch in Europa.  Im Islam sogar in dessen heiligen Schriften, da brauche es dringend eine Aufklärung und kritische Hinterfragung, im Christentum ja ebenfalls, man denke nur an einige der Schriften Luthers. Hinzu komme in Deutschland, das es in den Familien wenig konkrete Aufarbeitung der Beteiligung an den NS-Verbrechen gegeben habe. Die Nachkommen trügen bis heute ein schweres emotionales Erbe, ein Nährboden für schuldabweisenden Antisemitismus, der der eigenen Entlastung diene.

Salzborn prangerte das dröhnende Schweigen an, mit dem Zivilgesellschaft, Politik und Justiz auf den wachsenden Antisemitismus in Wort und Tat reagiere. Eine Kultur der Empörung, die folgenlos bleibe, genüge nicht. Oft existieren Gesetzte oder Absichtserklärungen, aber es erfolge keine nachhaltige Umsetzung.

Die Stärke des Antisemitismus sei eine Folge der Schwäche der Demokratie.

Salzborn forderte die mehr als 40 Zuhörenden auf, persönlich aktiv gegen antisemitische Worte und Taten vorzugehen. Gesellschaftliche Lösungsansätze seinen eine konsequente Anwendung geltender Gesetze, Förderung von Bildungsmaßnahmen zur Überwindung von Stereotypen und Vorurteilen und eine Revision der Schulbücher. Hier fehlten die gerade im christlichen oder islamischen Kontext sehr umfangreiche Vorgeschichte von Antijudaismus und vor allen Dingen die Nachgeschichte. Also die antisemitischen Elemente der Bundesrepublik, die Verantwortung Deutschlands für Israel im Nahost-Konflikt und Israels Rolle als einziger demokratischer Akteur im Nahen Osten. Teilweise werde in einer Täter-Opfer-Umkehr Israel sogar als alleiniger Aggressor dargestellt.

 

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