BlickWechsel - Hans Jonas

Hans Jonas -
jüdischer Philosoph von Weltrang, 1923 Gärtnergehilfe in Wolfenbüttel

Er habe sich „brav gehalten und gut gearbeitet, aber so ganz Deine Sache ist es nicht“ – so beurteilte der Wolfenbütteler Gärtner Richard Grabenhorst den Versuch von Hans Jonas, sich praktisch für eine Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. So dauerte denn dieser Versuch auch nur ein gutes halbes Jahr, vom März bis zum Oktober 1923, und war eine kurze Episode im 90 Jahre währenden Leben von Hans Jonas.

Aber diese Verbindung zu Wolfenbüttel war der Anlass, sich im Rahmen der Blick-Wechsel-Reihe näher mit dem Werk und Leben des Philosophen zu beschäftigen. Die zum Teil doch recht abstrakten Gedanken der Jonas‘schen Philosophie fasste Dr. Kristlieb Adloff eloquent, verständlich und mit großer Verve zusammen und zeigte dabei eine erstaunliche Aktualität der Gedanken auf. Etwa wenn Jonas schreibt „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“. Bezüge zu aktuellen Klimadebatte stellten sich bei den Zuhörenden von alleine ein.

Dem „Prinzip Hoffnung“ von Ernst Bloch, der an die Utopie und die Möglichkeit eines besseren Menschen glaubte, stellte Jonas das Prinzip Verantwortung entgegen. Der Mensch, so Jonas“ ist das einzige uns bekannte Wesen, das Verantwortung haben kann. Dadurch dass er sie haben kann, hat er sie“. Und die Verantwortung des Menschen, schreibt Jonas, sei es, durch Handeln die Zukunft der Menschheit zu ermöglichen und sich in einer Moderne der Glücksversprechen zu begrenzen.

Auch Jonas‘ Entwicklung einer Philosophie des organischen Lebens habe, so Kristlieb Adloff, beeindruckende Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten, etwa wenn er zum Thema Organspende schreibe: „Der Hirntote, der noch alle Funktionen des organischen Lebens besitzt, ist kein Leichnam. Niemand besitzt das Recht auf das Organ eines anderen Menschen.“

In Rückbezug auf sein Judentum, auf das Jonas zeitlebens stolz gewesen sei, habe sich Jonas auch mit Gottesvorstellungen auseinandergesetzt, in enger, lebenslanger Freundschaft und Diskussion mit dem evangelischen Theologen Rudolf Bultmann und der Jüdin Hannah Arendt.  Der „sich selbst entäußernde und leidende Gott“ sei nicht allmächtig, er sorge sich um seine Geschöpfe, denen er die Freiheit des Handelns übertragen habe. In Auschwitz habe Gott geschwiegen, „nicht, weil er nicht wollte, sondern weil er nicht konnte“. Aber sein Ruf, die Thora und die Erwählung seines Volkes blieben bestehen.

Das Böse, so Jonas, steige allein aus dem Herzen des Menschen empor, es liege in der Verantwortung des Menschen, dass das Böse nicht überhandnimmt. Jonas verwies auf die jüdische Erzählung von den 36 Gerechten, die genügten, um die Welt zu retten. Mit diesem Glauben an die Fähigkeit des Menschen zur Verantwortung sei es wohl zu erklären, so Kristlieb Adloff gegen Ende seines gehalt- und eindrucksvollen Vortrags, dass Jonas selbst im Gedenken an seine in Auschwitz ermordete Mutter sagen konnte: „Die Welt ist für mich, obwohl auf ihr natürlich furchtbare Dinge geschehen, niemals ein feindlicher Ort gewesen.“

 

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