Dinner & Dialog

„Entweder wir schaffen den Kapitalismus ab oder er schafft uns ab!“

Mit diesen eindrücklichen Worten eröffnete Prof. Dr. Ulrich Duchrow seinen Vortrag zum Thema „Mit Luther, Marx und Papst den Kapitalismus überwinden“ im Rahmen der diesjährigen „Dinner & Dialog-Veranstaltung. Er spannte einen weiten historischen Bogen beginnend in biblischen Zeiten, als durch die Bezahlung von Söldnern mit Geldmünzen neue Formen des Wirtschaftens entstanden, die Geld als individuelle Sicherheit und nicht mehr als gemeinschaftliches Tauschobjekt einführten.

Alle damaligen Religionen antworteten auf diese Entwicklung mit deutlichen Aussagen, Geldanhäufung und -vermehrung werde an die Stelle Gottes gesetzt, „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon zugleich dienen“, so sagt Jesu es deutlich.

Das Mittelalter brachte über Handel und die Einführung von Zinsen die Vermehrung des Geldes durch das Geld selber, und damit das Kapital, wie wir es heute kennen. „Mammon ist der Abgott auf Erden“ und „Wer anderen seine Nahrung stiehlt ist nicht nur ein Räuber, sondern ein Mörder“ – mit solch scharfen Worten kritisierte Luther das frühkapitalistische System. Kirchen sollten „marktfreie Räume“ anbieten. Pfarrern empfahl er, diejenigen, „die aus Geld Geld machten“ nicht zum Abendmahl zuzulassen und ihnen ein christliches Begräbnis zu verweigern. Internationale Geld- und Handelshäuser – wie die Fugger – sollten aus theologischen und menschlichen Gründen boykottiert werde

Aussagen, die bei den über 60 Zuhörenden Erstaunen hervorriefen, sind doch diese Aussagen, im Vergleich zu anderen Schriften Luthers, kaum bekannt.

Ebenso erstaunte Reaktionen rief die Information hervor, dass Karl Marx in seinen Schriften seitenweise Luther zitierte, den er als den ersten deutschen Nationalökonomen würdigte. Marx entwickelte die Theorie des Mehrwertes durch Produktion und Arbeit, der Mehrwert werde aber vom Kapital abgeschöpft.  Die Geldvermehrung werde zur einzig treibenden Kraft des Wirtschaftssystems. Die Veränderung erhoffte sich Marx vom Proletariat als „Subjekt der Überwindung des Kapitals“.

Darin, so Ulrich Duchrow, habe Marx sich getäuscht. Er sehe heute die Hoffnung auf Überwindung des Kapitalismus in einem Zusammenschluss aller negativ Betroffenen dieser Welt.  Die ökumenische Bewegung habe auf Anregung des globalen Südens die Fragen von Wirtschaft und Gerechtigkeit deutlich thematisiert und klare Aussagen getroffen, etwa wenn der Lutherische Weltbund (LWB) von Götzendienst spricht, oder der Reformierte Weltbund schreibt: Wir verwerfen diese Form der kapitalistischen Wirtschaft“ oder –hier kommt der Papst ins Spiel – Papst Franziskus schreibt: „Diese Wirtschaft tötet“.

Die ökumenischen Texte seien von den evangelischen Kirchen nicht in die Gemeinden nicht weitergereicht worden, kritisiert Duchrow. Ja, besonders kapitalismuskritische Texte seien vom deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes sogar aus den Veröffentlichungen des LWB gestrichen worden. Es müsse dringend eine Auseinandersetzung auf Gemeindeeben stattfinden.

Überhaupt, so Duchrow als Antwort auf eine der Fragen aus den Kleingruppen, die zum festen Bestandteil von „Dinner & Dialog“ gehören, setze er seine Hoffnung auf die Basis. Beziehungen knüpfen, auch zu außerkirchlichen Gruppen, gemeinsam etwas beginnen, das sei der Weg aus der Hilfslosigkeit.

In Gemeinden, die sich um Geflüchtete kümmerten, sei es eine Chance, die Flüchtlinge als Lehrmeister zu sehen, aus ihren Erfahrungen etwas übe Fluchtursachen und damit über strukturelle Ungerechtigkeiten zu lernen und zu gemeinsamem Handeln zu kommen. Diese Begegnungen sollten möglichst auch interreligiös geführt werden, um die Gemeinsamkeit etwa Texten der Bibel und des Koran zu Fragen der Gerechtigkeit und des Umgangs mit Fremden zu entdecken.

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