Woher kommen sie? IRAK

Woher kommen sie? Länder aus denen Menschen zu uns fliehen: IRAK

„Gibt es Hoffnung für den Irak? Ich sehe kleine Lichtschimmer, aber mehr nicht““ – so die etwas bedrückende Einschätzung von Dr. Achim Rohde am Ende des Abends, an dem er Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsbegleitung die Geschichte und aktuelle Situation des Irak verdeutlichte.

Man könne den Irak heute nicht verstehen, ohne seine Geschichte zu kennen und den Blick auch auf die gesamte Region des Nahen Ostens zu richten.

Und so vermittelte Achim Rohde einen Überblick über die 100jährige Staatsgeschichte des Irak. Gegründet wurde der Irak 1918 als Zusammenschluss dreier ehemaliger osmanischer Provinzen von den Briten im Rahmen der Aufteilung ehemaliger Kolonialgebiete zwischen Frankreich und Großbritannien. 40 Jahre lang bestimmte eine von den Briten eingesetzte konstitutionelle Monarchie die Geschicke des Landes, 1958 beendete ein Militärputsch die Monarchie, die sogenannte republikanische Periode bis 1968 war geprägt durch instabile, wechselnde Militär-Juntas, 1968 putsche sich dann die Bath-Partei unter Präsident Achmed al-Bakr an die Macht und es begann eine bis zum Sturz von Saddam Hussein andauernde diktatorische repressive Herrschaft.

Öl war der Reichtum des Landes, Öl, das zunächst in Händen der britischen Konzerne lag. Die der Bath-Partei verstaatlichte die Ölförderung, der daraus resultierende Reichtum wurde für den Ausbau der Militärs, vor allem aber auch für den Aufbau von Infrastruktur und vor allem Bildung eingesetzt.

Der Krieg gegen den Iran (1980 bis 1988) kostete 250.000 Irakern das Leben und brachte den Irak in die Zwangslage, sich Geld bei den arabischen Nachbarstaaten, u.a. bei Kuwait, leihen zu müssen. Die Forderung Kuwaits nach Rückzahlung führte zum nächsten Golfkrieg und damit zum endgültigen finanziellen Niedergang des Irak. 

Die sog. „Koalition der Willigen“, die 2003 gegen den Irak Krieg führte und Saddam Husein stürzte, beendet die Ära der Bath-Partei, leitete gleichzeitig eine Zeit von Chaos und der zunehmenden, oft gewaltsamen „Entflechtung“ der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen im Irak aus. Früher vor allem in den Städten nicht wirklich relevante Unterschiede zwischen Christen, arabischen Sunniten und arabischen Schiiten, Rohde zeigte eine Karte von Bagdad, auf der die Mischung der Bevölkerung in fast allen Stadtteilen sichtbar wurde, ist einer politisch aufgeladenen Feindschaft gewichen. Die Eliten seien nach 2003 ausgetauscht, die bisher Sunnitische Führungselite sei ausschließlich durch Schiiten ersetzt, die Sunniten massiv benachteiligt worden. Die daraus erwachsene Feindschaft führte u.a. zu einer massiven Unterstützung des IS durch den sunnitischen Teil der Bevölkerung.

In Bürgerkrieg und Kampf gegen den IS seien von 2003 bis 2011 sind schätzungsweise 160.000 Iraker ums Leben gekommen.

Mit seinem Öl und seiner geostrategischen Bedeutung, so Rohde, sei der Irak immer auch Spielball der Interessen sowohl der Regionalmächte Türkei, Iran und Saudi-Arabien als auch der Großmächte USA. Russland und China. Ein schwacher Irak sei im Interesse aller Beteiligten, nur nicht im Interesse der irakischen Bevölkerung.

Perspektivisch könne es sein, dass der Irak als Staat gänzlich zerfalle. Das Licht am Horizont könnten zivilgesellschaftliche Kräfte sein, die, vor allem im Süden des Irak, in großen Demonstrationen eine bessere demokratische Zukunft forderten. Bei der Parlamentswahl im Mai 2018 sei die Liste des Schiiten Mukhtar al-Sadr stärkste Kraft geworden, der nicht so korrupt sei wie sein Vorgänger Maliki und der im Verbund mit verschiedenen politischen, ethnischen und religiösen Kräften den Irak als Staat wiederaufbauen und vom Iran unabhängiger machen wolle.

Ob ihm die Regierungsbildung wirklich gelinge, sei die spannende Frage der näheren Zukunft, er sei einer der Hoffnungsschimmer für die Zukunft des Irak.

 

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